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Doppelrohrblattbläser

Eigentlich sind wir gar kein echter Satz. Zumindest wird uns das nachgesagt.

Dafür spricht, dass wir keine eigenen Satzproben durchführen. Das wäre wohl auch übertrieben, da wir der kleinste und jüngste Satz unseres Orchesters sind (uns gibt es in dieser Formation erst seit 4 Jahren). Unsere Stimmen ähneln ohnehin verschiedenen anderen Sätzen, so dass wir uns immer wieder breitschlagen lassen und uns bei Satzproben den Flöten oder Klarinetten bzw. dem tiefen Blech anschließen. Abgesehen davon sind wir ein sehr zusammengewürfelter Satz und fühlen uns eigentlich immer noch unseren Ursprungssätzen sehr zugetan – zumindest Pia und Heike, die ja ursprünglich Flöten waren und im Herzen immer bleiben werden. Was Axel vorher war, kann man nicht so genau sagen, denn da er beruflich Instrumente verkauft, kann er auch auf sehr vielen spielen. Vor dem Fagott spielte er Bassklarinette im MVF, also gehörte er zum Klarinettensatz.

In jedem Fall sind wir drei eingefleischte Holzbläser. Aber immer noch bleibt die Frage: Warum schreiben wir einen eigenen Satzbericht? Das kann und muss man mit der Besonderheit unserer Instrumente erklären: Da wäre nämlich das Mundstück, das – im Gegensatz zu Klarinetten- und Saxophonmundstücken – zwei Holzblätter hat, die an einem kleinen Röhrchen befestigt sind. Daher kommt auch die Bezeichnung „Doppelrohrblattinstrumente“. Der unbeschreiblich schöne und sehr eigene Klang unserer Instrumente entsteht durch das Gegeneinanderschlagen eben dieser beiden Blätter und ist leicht von anderen Instrumenten zu unterscheiden. Oft wird er von unseren unqualifizierten Mitmusikern als „quäkig“ beschrieben. Aber auch als dieser „quäkende Teil“ fühlen wir uns als der für den Charakter unseres Orchesters entscheidende Klangkörper. Da viele Orchester gar nicht über einen Satz wie den unseren verfügen, macht uns dies eben so besonders und sorgt für den „kleinen Unterschied“. Aber wir sind natürlich nicht unersetzlich. Musikalisch spielen wir nicht immer Glanzrollen („Was ist schwerer zu stimmen als eine Oboe?“ – „Zwei Fagotte!“) und gehen häufig im allgemeinen Gewusel und Trompetenfortissimo unter. Aber zumindest in sozialer Hinsicht würde man uns sehr vermissen. Da Heike Mitglied unseres Satzes ist, findet kaum eine Veranstaltung ohne unsere organisatorische Beteiligung statt. Der Party-Abend beim letzten Probenwochenende wäre ohne Heike und Pia sogar ganz ins Wasser gefallen. Außerdem sind wir drei auch „unmusikalisch“ sehr engagiert. Heike und Pia sind schon ewig im Vorstand. Heike auf den verschiedensten Positionen vom Kassenprüfer über stellvertretenden Instrumentenwart bis zum Pressewart (es soll vorgekommen sein, dass sie selbst nicht mehr wusste, was sie war…); Pia lange Zeit als Jugendwartin und jetzt als Kassiererin. Axel kümmert sich, wie eben schon kurz erwähnt, beruflich, aber auch gerne im Vereinsinteresse um unsere Probleme mit musikalischen Techniken (z.B. Permanent-Atmung) oder mit unseren Instrumenten, bzw. berät uns beim Kauf neuer Instrumente. Zum Abschluss aber noch einmal zurück zum Musikalischen. Eins der schönsten Zitate über unsere „Gattung“ stammt von unserem Dirigenten Walter Spicher persönlich, als das Orchester im Jahre 1996 ein Jahr lang ohne Pia auskommen musste, die damals noch die einzige Vertreterin des Doppelrohrblattbläser-Satzes war: „Ein Orchester ohne Oboe ist wie Bier ohne Schaum!“ In den langen Jahren unseres Bestehens ist unser Satz von einem auf drei Mitglieder angewachsen. Aber immer noch ist es so: wenn wir fehlen, klingt alles irgendwie fad. Wir sind die Schaumkrone auf dem Bier, das Salz in der Suppe, das Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen auf dem Kaffee, die Melodie der Hymne, der Nabel der Welt … Wir wissen ja, dass viele Orchester auch ohne vergleichbare Sätze auskommen, aber die Engländer trinken ihr Bier ja auch ohne Schaum. Und halten es für genießbar…