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Posaunen

Von der Kunst des Posaunierens

„Your famous trombones“, so wurde unser Posaunensatz vor nicht allzu langer Zeit von Ivan Biliskov, Vorsitzender des Orchesters „Biranj“ aus Lindlars Partnerstadt Kastela tituliert. Und mit diesem Ausspruch hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.

Aus all den guten Registern in unserem Verein ragt dieser Satz doch noch besonders heraus. Es mag dem neutralen Leser nun ein wenig überheblich klingen, doch der Autor dieses Artikels möchte an dieser Stelle ausdrücklich versichern, dass die hier vorgenommene „Lobhudelei“ nichts damit zu tun hat, dass er selbst zufällig aus den Reihen der Famosen stammt. Sein Urteil würde auch bei weniger subjektiver Betrachtung gleich ausfallen.

Betrachtet man eine handelsübliche Tenorposaune, so wird man starre Mechanismen, die dem Musiker die Beeinflussung der Tonhöhe ermöglichen bzw. erleichtern, vergeblich suchen. Flöten, Klarinetten und anderes Holz – fast für jeden Ton eine Klappe. Trompeten oder Tenorhörner, Tuben – drei bis vier Ventile. Man bläst ins Instrument und sofern ein Ton entsteht, drückt man nur noch aufs Knöpfchen und schon spielt die Musik. Einfacher geht’s da nur noch auf der Orgel oder dem Akkordeon, denn da wird sogar noch die Luft mechanisch erzeugt. Der Autor möchte die vorgenannten Instrumente oder deren Instrumentalisten keineswegs abwerten, doch wer schon einmal einem ungeübten Dudelsackpfeifer oder einem Hornisten gelauscht hat, der weiß, dass die Posaune zweifelsfrei als die Königin unter den Bieren – äh, Entschuldigung – andere Baustelle – bin halt Musiker – als die Königin unter den Instrumenten anzusehen ist. Ein wahrhaft biblisches Instrument, denn wer sonst kann schon von sich behaupten, Mauern zum Einstürzen zu bringen. Bis diese Kunst jedoch beherrscht wird, bedarf es einer langen Schulung. Gibt man einem Anfänger eine Posaune in die Hand, tut man immer gut daran, den Zug zu sichern. Den ersten vergeblichen Versuchen folgt dann in der Regel der freundliche, aber bestimmte Tipp, dass man zwar „als ob du hineinspucken würdest“ gesagt hat, dies aber nur beispielhaft gemeint sei.

Dieser kleinen, aber entscheidenden technischen Korrektur folgt dann fast immer der erste Ton und unweigerlich das sofortige Entriegeln des Zuges und Ziehen desgleichen bis in den achten Zug! Der sachkundige Leser wird jetzt sofort zucken und mit Entsetzen die Kompetenz des Autors in Frage stellen, hat die Posaune doch nur sieben Züge. Völlig korrekt. Doch was ist passiert? Der Zug liegt einsam und verbeult auf dem Boden und die Hoffnung, dass mindestens drei Oktaven an Tonumfang in einer Lage abgedeckt sind, ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Doch das erste Lernziel wurde erreicht: Auf der Posaune gibt es für die einzelnen Töne weder eine Markierung noch eine Arretierung! Nach erfolgreicher Reparatur des Instrumentes kann dann die langwierige Ausbildung beginnen. Doch nicht jeder Schüler schafft es, in die Geheimnisse der Posaunenkunst tiefer einzusteigen. Weniger talentierten Schülern bleibt dann in der Regel der Wechsel auf anderes Instrument, so z. B. das ansatzverwandte Tenorhorn.

Nachdem nun die Rahmenbedingungen zur Aufnahme in diesen elitären Satz – ich erinnere: „Famous Trombones“ – hinreichend geschildert wurden, scheint es nun an der Zeit, im Einzelnen einmal auf die Personen im Musikverein Frielingsdorf einzugehen, die dieses Instrument hier spielen. Beginnen wir mit dem Jüngsten. In den letzten Jahren wurde diese Rolle von immer wieder wechselnden Personen wahrgenommen. Die Rolle des „Satzjüngsten“ bekleidet seit dem Herbstkonzert 2004 unser Steffen Seifert. An ihm werden gleich zwei Dinge besonders deutlich: Zum einen die Erkenntnis, dass man auch schon in jungen Jahren tolle Musik machen kann (z. B. Solo auf dem Herbstkonzert 2005) und zum anderen, dass selbst ein Fenker in der Lage ist, ein solch komplexes Instrument zu erlernen. Hut ab! Wenden wir uns in chronologisch korrekter Reihenfolge dem nächsten Mitglied des Satzes zu.

Seit etlichen Jahren im Verein, ist Torsten Köpsel an der 3. Posaune eine gesetzte Kraft. Und eines zeichnet ihn ganz besonders aus. Er ist der einzige Musiker des Musikvereins Frielingsdorf – und damit meine ich nicht etwa nur alle aktuellen, nein, auch alle ehemaligen Musiker sind hier eingeschlossen – nach dem eine Technik des Musizierens benannt wurde. Viele fachkundige Leser werden natürlich sofort Bescheid wissen, es kann sich hier natürlich nur um die Technik des „Köpselns“ handeln. Geprägt von unserem geschätzten Dirigenten, beschreibt dieser Fachterminus die Kunst, auf einer relativ einfachen und kleinen Posaune dermaßen zu „knallen“, dass man in Jericho nur einen einzigen Posaunisten benötigt hätte.

Er sieht zwar älter aus, doch ist er definitiv nicht der älteste im Satz. Christoph Klein, einst vom Musikverein in Süng nach Frielingsdorf gewechselt, spielt meistens die 2. Stimme, doch seit kurzem hat er der wachsenden Größe seines Bauches auch die Größe seines Instrumentes angepasst. So kommt es, dass man ihn immer häufiger an seiner Bassposaune arbeiten sieht. Nicht nur weil er der älteste im Satz ist, oder weil er am längsten dabei ist, ist der eindeutige Chef im Satz unser 1. Posaunist, Jürgen Lüdtke. Seit ewigen Zeiten gibt er im Posaunensatz den (guten) Ton an und trägt mit seinem Können wie auch seinen qualitativen Ansprüchen an seine direkten Mitstreiter zur Qualität des Satzes maßgeblich bei. Sein Können hat er in all den Jahren durch zahlreiche Soli immer wieder unter Beweis gestellt.

Eigentlich hatte der Autor den Anspruch, durch seinen Bericht einen der vielen guten Sätze des Musikvereins Frielingsdorf vorzustellen. Wahrscheinlich ist dieses nur suboptimal gelungen und vorrangig wurden im Verein neue „Feindschaften“ besiegelt. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass der ein oder andere die Posaune als solche und den Posaunensatz im Speziellen ein wenig besser kennen gelernt hat und dabei auch noch ein- bis dreimal schmunzeln konnte.